Teilnehmer: Voigt, Zimm, Hille und Frau, Dreßler, Lühr u. Hübsch (Solbrig, Wolpart)
2. Kriegsostern. Die Hälfte unserer Klubkameraden weilen als Soldaten fern der Heimat. Da ich glücklich dem Militärdienst entronnen bin, starte ich per Rad am Karfreitag früh 5 °, um mich mit 2 jungen Leuten, Heinz und Werner, am Olympiakino in Strehlen zu treffen.
Dann geht’s auf gewohnter Straße nach Schmilka. In Königstein u. Schmilka können wir das Hochwasser wegen gerade noch so durch Wasser fahren. Im Kaffee Prüfer wird gefrühstückt mit Zimmt und Knipfel, die unterdeß mit dem 6° Zuge gekommen sind. Nun geht’s durch den Erlsgrund zum Silberwandweg u. diesen zum S.-Wand-Turm, der auf dem A.W. bestiegen wird. Unser Führer Heinz erfuhr gut, wozu Baumsicherung nützlich ist. Wir hatten uns für die Feiertage weit schwerere Wege vorgenommen, doch fielen sie der Kälte u. des Schnees wegen ins Wasser. Weiter zum Hüschenwächter, die auch auf leichten Wegen bestiegen wurden. Es war Nachmittag geworden und hinab gings in den Dürrebielagrund wo uns Hans Zim., der zu Hause erwartet wurde, wieder verließ. Wir anderen marschierten über Hernskretschen, Johnsdorf, Arnsdorf nach Elbleithen zu Stracke, wo wir ausgiebig nachtmahlten und gegen 10° ins Bettchen gingen. Die Jugendlichen schliefen beide Nächte im Stroh in der Scheune. Am Ostersonnabend standen wir erst ½ 9 auf. Es war kalt. Nach dem Frühstück bestiegen wir den Nied.gr.wächter. Unterdeß kam Dreßler mit Frl. Hübsch mit dem 9° Zug von Dresden an. Zusammen erreichten wir über den Mittelhangweg den Wotanskegel, der auch über den A.W. erkämpft wurde. Der Himmel anfangs freundlich, umzog sich immer mehr. Auf dem Heimwege nach Elbleithen wurde noch der Räg. Mönch besucht und gegen Abend wärmten wir uns wieder in Strackes Küche. Bald fings an zu regnen, die Nacht verlief ruhig.
Um 6° früh Ostersonntag. Starker Sprühregen begleitete uns auf dem Wege nach Niedergrund-Bahnhof, von wo wir mit mit Hille und Frau im Zug nach Pömmerle fuhren Hier setzten wir über die hoch angeschwollene Elbe nach Klein-Priehsen, und mußten in Saubernitz, weil der Regen so langsam durchging in die Kneipe. Da mancher Rücksack in Bezug auf eßbares schon recht schmal geworden war, und die Gastwirte mit Fremden des Wetters und des Krieges wegen, sozusagen nichts im Hause hatten, mußten wir den Leibriemen nur enger schnallen. Suppen evtl. Brot, sonst nur Bier. Bloß der Alkohol war billig. Unser Tagesziel, den Geltsch zu erreichen, war zwecklos, denn er war dauernd in Wolken gehüllt. So bestiegen wir den Kolchberg. Die Aussicht war leidlich.
Hinab nach Triebsch zu Kaffee und Kuchen. Doch war letzterer schon alle, o du armes Deutschland wie läßt du deine Söhne hungern! Nachmittags gings nach Ritschen, wo wir ziemlich durchnäßt Nachtquartier bezogen. Hier wurde es ganz gemütlich. Bei Bier und Musik verging die Zeit rasch. In der 12. Stunde legten wir uns zu zweit in die „breiten“ Betten. Früh am Ostersonntag hat es mit Regnen aufgehört. Die Sonne drückte langsam durch und wir erreichten mit ziemlich frischem Winde den Gipfel des Bubiner Berges mit 48 m hohem Vermessungsturm. Die Fernsicht war mäßig. Hinunter nach Bubina zum Mittagessen. Aber o weh!!! Lediglich ein Glas Vollmilch war der ganze Vorrat. Über Taschau, Proboscht, Sullowitz wanderten wir zur Plauer Kogge hinauf, wo wir auf dem Vermessungsgerüst eine ganz hübsche Aussicht hatten. Es war unser letzter Gipfel und wir rüsteten zum Endspurt, der traditionsgemäß ungewollt eintritt. Durch Dick und Dünn, Stock und Stein, Gestrüpp und Baumstämmen, bergauf, bergab, durch Wasser und Schlamm wetzten wir die letzte ¾ Stunde Klein-Priesen zu, setzten über, und strebten unserem Ausgangspunkt Pömmerle zu, von wo ich nach Niedergrund fuhr, die in Elbleithen verbliebenen Seile zu holen, Heinz u. Werner den Zug in Schmilka verließen, um ihre Stahlrösser zu besteigen. Die übrigen 5 verabschiedeten sich in Dresden-Hauptbahnhof in der Hoffnung auf friedlichere, schönere und trockenere Ostern im nächsten Jahr.
Berg Heil im April 1941
Fritz Voigt