Allen verrückten Taten gehen Ideen voran. Peggy sah mit mir oft wie die Sonne Abends Warturm und Tiedke erstrahlen ließ. Den schönen SW-Weg in Gedanken formulierte Sie den Wunsch Sonnenaufgang und Untergang auf dem Tiedke zu erleben. Und die Zeit dazwischen? Natürlich klettern! Ja wann wäre das am sinnvollsten? Wie wäre es mit dem längsten Tag im Jahr? Klar. Machen wir. Im ersten Anlauf vor vielen Jahren verhüllten uns Wolken den Sonnenaufgang. Und wir gaben 18 Uhr Abends auf.
Dieses Jahr wollten wir es wieder versuchen. Wer ist dabei? Im Klub kamen ungläubige Fragen. Wann willst Du beginnen? Naja zum Sonnenaufgang auf dem ersten Gipfel sitzen und die Sonne begrüßen. Danach den Tag mit Wunschkletterei vertrödeln und die Sonne wieder auf dem Startgipfel verabschieden. Sternzeichen der Vollmeise, was? Ich schaute in mein Glas – nöö. Trotz der Skepsis meldeten sich Aspiranten. Peter, Mario + Susanne, Mike, Bibu und Olaf. Das Wetter konnte nicht besser sein. Sonne pur war angesagt. Die Temperaturen um die 30°. Der 21.6. ein Samstag. Also Idealbedingungen. Hm, mit Arbeit versaut man sich so schön das Leben… Mike durfte Sonderschicht schieben und Olaf war unter Zugzwang am Haus. Zwei weniger. Nach dem Motto von Neune – Klettern hat keine Zukunft – schloss sich unsere Initiatorin aus. Zwei Wochen vorher in leichter Kletterei zwischen IV und VIIa sich Sehnen anzureißen klingt fast nach Kletterverweigerung. Aber gut, ansonsten Idealbedingungen.
Also gut in reduzierter Runde. Am Freitagabend an Peters Hütte treffen und beizeiten starten. Abgemacht. Nach Messevorbereitungswoche war endlich Freitag erreicht. Mich erwartete ein Überraschungsgast in Rathen. Thomas. Wir waren also zu sechst. Klasse. Wann ist nochmal der Sonnenaufgang? Ah ja, 4:50. „Wirklich? Is aber tüchtig früh. Ich komm nach.“ So die Antworten aus mehreren Ecken. “Ähm ok. Na gut.“ Na mal sehen wer wirklich so zeitig mit aus den Federn kommt. Peter und ich waren uns einig – 3:45 Uhr aufstehen und loslaufen. „Und Frühstück?“ war Marios Frage. Aufm Gipfel im ersten Sonnenlicht oder wenn wir wieder unten sind. Sein Gesicht sprach Bände. ☹ „Na gut, wir nehmen Kaffee und Kocher mit.“ konstatierte Mario. So ging es dreiviertel Zehn in Bett.
Nach einer kurzen Nacht – ich hatte mir nur meine Yogamatte als Unterlage gewählt, klingelte endlich der Wecker. Bibu aufstehen… Nach drei weiteren Versuchen bekam ich Antwort und Regungen. Auf los geht’s los. Ich wackelte zum Auto um mein Kletterzeug zu holen. Noch Essen und Trinken und der Rucksack war geschultert. Es waren tatsächlich alle wach. Bibu fragte ist Georg jetzt schon los? Peter meinte alles gut ist schon zum Auto. „Wie kann man so zeitig so schnell losmachen??? Noch zweimal wenden sollte da doch drin sein.?“ Na nich mit mir, wenn ich ein Ziel hab 😉. Also liefen wir in früher Dämmerung vom Hotelparkplatz los. In der morgendlichen Ruhe der Natur erreichten wir nun den Tiedke. Jetzt hatte ich Zweifel. Müde, aus der Kalten und mit der Luft unterm Hintern.? Zur Jahresersten gings auch. Also los. Nach wenigen Zügen war der Ring erreicht. Bis zur Kante liefs. Irgendwas bewog mich zurückzusteigen. Nochmal angeschaut und es lief. Die Sanduhren waren
erreicht. Ein Traum. Der Nachholestift war schnell erreicht. Nun mit den Anderen reden. Dies gestaltete sich als schwieriger Fall. Die Gänse auf der Elbe machten einen Höllenkrach. Seil einziehen und in Sicherung gehen. Dem Widerstand zu urteilen hing jemand dran. Es dauerte eine Weile, dann schaute Peter über die Kante. Er grinste. Nummer eins war oben. Nun der oder die Nächste. Susanne probierte die ersten Züge, gab dann aber auf. Bibu war an der Reihe. Na was war das? Er testete das Seil.? Nach zwei weiteren Versuchen gab auch er auf. Schade. Aber gut. Mario war dran. Er kämpfte und arbeite sich hoch. Nummer 2 war da. Ablösung und weitersteigen. Die ersten Sonnenstrahlen tauchten die Nonne in goldenes Licht. Zaudern gabs jetzt nicht mehr. Die Baustelle war schnell überstiegen und den Peter nachgeholt. Wir saßen schon oben und beobachteten das Spiel der verstreuten kleinen Nebelbänke in den Tälern und auf der Elbe. Thomas ließ sich in der Zwischenzeit nicht lange bitten. So konnte ich Mario und ihn auch noch hochsichern. Wir hatten es geschafft. 4:50 tauchte uns die Sonne in ihr warmes Licht. Endlich – es war erstaunlich kalt an diesem Morgen. Diese glücklichen Gesichter sind einfach Gold wert. Der Anfang war gesetzt. Also abgeseilt. Wir hatten zwar Stimmen gehört wollten diese aber nicht für voll nehmen. Fünf Inder kamen schon zu dieser frühen Stunde hier lang gewackelt.? Dicht gefolgt von einem Pärchen. Danach kehrte erstmal wieder Ruhe ein. Wir genossen den Kaffee und ich einen Apfel als Frühstück.
Weiter gings zur Schwarzen Säule. AW hatte ich schon. Die Talkante war mein Wunsch. Es dauerte nicht lang , da hatte ich Spreize, Riß und botanischen Austieg hinter mir. Peter gab leider in der Hälfte auf – seine Arbeit riss ihn zurück und entfleuchte dem anschwellenden Krach in der stetig anwachsenden Schlange zur Aussicht auf dem Ferdinandstein. Alle Anderen folgten mir hinauf. Und wir freuten uns über die 29. Begehung dieses Weges. Dreimal schwarzer Kater war auf den letzten Seiten oft gemacht wurden. Eine kurze Suche im Gipfelbuch verriet uns, dass es eine VIIa neben dem AW ist. Nach dem Abseilen war der Weg und Nachsteiger schnell gefunden. Kurz, sandig, brüchig im Einstieg und knackig. Das schöne war, jeder war dabei… eine 10. Begehung. Was für ein Start in den Tag. Der Plan war, gemütlich zu klettern. Also die nächsten Gipfel werden leichter. So der Plan. Am Ferdinandturm wurde der Ostweg eine IV ausgesucht. Etwas Entspannung für alle. Naja, bis wir auf dem Gipfel saßen. Im Blickfeld der Geyer. Ein ständiges Geschnatter. Sprachen die wir nicht verstanden. Wir wussten wieder, warum wir am Wochenende alles um die Bastei mieden. Wir saßen auf einem Präsentierteller. Die Scharte gab uns wieder Ruhe. Mittagspause.
Frisch gestärkt ging es weiter. Pate und Taufstein standen auf den Plan. Der „kürzeste Aufstieg“ neben dem AW ließ die Bewegungen meiner Nachsteiger irgendwie einfrieren. Eine spannende VI. Das übliche bei kurzen Wegen. Sicherung bei null und spannende Züge bis zum Ende. Was solls dachten sich die Anderen. Mario war der Erste. Er konnte mein Zaudern nun nachvollziehen. Der Nächste war Jan. Nix mit Zaudern. Mario, Thomas und ich staunten. Jan kam in einem Zug durch. Auch Thomas ließ sich nicht aufhalten. So saßen wir zu viert da oben. Ein kleiner Vauxpas hatte sich in unserer Freude eingeschlichen. Wir trugen die kurze Wand mit der 22 Begehung ein. Ich werde die Tage wohl nochmal dort hoch müssen und es korrigieren. Bei der Wärme wollte ich keinen
Kamin in der Südseite klettern, da blieb wieder nur der „Leichte Weg“ übrig. Für II war es doch eine Probe für meine drei Nachsteiger. Absteigen, übertreten, rauf und runter. Ein kurzer Riß und wir konnten uns wieder die Hand reichen. Ich glaube es war schon gegen vier. Tja wieder die Runde aus übertreten, rauf und runter zurück. Bibu war platt und sein Zeitlimit ausgereizt. Mit einem Grinsen im Gesicht verließ er unsere Runde. Wir verließen endlich unseren Posten als Touriattraktion und gingen zur Biene. Der AW sah gut aus. Nach dem anfänglicher Möff der Anderen kamen Susanne und Thomas mit. Mario wählte sich die Westkante in direkter Form. Als wir wieder unten waren, waren leider die Schuhe von Mario eingegangen. Es war kein weiterer Weg möglich. Er packte seine Sachen müde, auch glücklich und wanderte gen Hütte. Wir drei verblieben gingen zum Neurathener Felsentor. Der Weg „Sommersonnwendfeier“ war mir nicht mehr vergönnt. Meine Körner waren irgendwie alle. Der SO-Weg war machbar. Es war endlich um sieben. 9 Wege waren hinter uns und der zehnte sollte im Sonnenuntergang unser letzter sein. Einen kleinen Augenblick hatten wir also noch. Ein Eis wäre klasse. So stiefelten wir zur Bastei. Die Eisdielen hatten schon geschlossen. Das Restaurant war noch offen. Fragen kostet nichts. Vielleicht gibt’s ein Eis auf die Hand? Nein natürlich nicht. Aber einen Platz! Wir schauten an uns nach unten und fragten, ob das der Ernst des Obers wäre. „Ja, wenn man sich draußen bewegt und Sie sehen so aus, da sammelt man manchmal etwas der Umgebung ein.“ Wir saßen für den Augenblick. Wir genossen Eisschokolade und Eis. Es war Zeit zur Steinschleuder aufzubrechen. Die Stufen der Mardertelle luden uns ein. So war es abgemacht. Der Weg war gespickt mit Münzen. Thomas rannte förmlich die Stufen hinauf. Er holte uns nach und ich wetzte die letzten Meter hoch. Wir waren pünktlich 21:21 am Gipfelbuch. Leider saßen wir im Schatten der Bastei… So konnten wir nur die um die Bastei tanzenden Strahlen bewundern. Das nächste Mal sitzen wir wohl auf den Gänsen zum Abschluss.
Von Sonnenaufgang zu Sonnenuntergang
- eine lange Runde -