Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allem ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
Hermann Hesse
Eines schönen Klettertages im Jahre 2013, zu einem Leistungshoch, hatte unser Wolfram die tolle Idee, die Hohe Tour als Klubveranstaltung zu Fuß abzutippeln. Die Begeisterung hielt sich spontan in Grenzen, aber der Nährboden für blöde Ideen, welche einen heldenhaften Außenanstrich haben, der ist dann doch noch im Klub vorhanden. So waren wir immerhin 10 Menschen und Menschinnen, die sich zu diesem Unterfangen motivieren konnten.
Im Vorfeld organisierte unser Samariter Jörg die Unterkunft in Tisa und klamüserte die Busverbindung aus. Ein undankbarer Posten, bei dem man wenig Lob erringen kann, aber der Anschiss an jeder Ecke lauert. Deshalb hier an dieser Stelle mal DANKE JÖRG! Aber das mit dem Wetter war dann echt keine tolle Leistung, muss ich mal sagen.
Es wurde auf Wunsch einer undefinierbaren Mehrheit die Anfangszeit in Zinnwald noch mal eine Stunde nach hinten verlegt; also besser die Stirnlampe mit einpacken; man weiß ja nie.
Start in Zinnwald war um 9 Uhr geplant. Gewartet haben wir dieses Mal nur 7 Minuten auf Markus. Das Wetter war sehr nebelig und durchpisst. Nach dem Motto: es hätte auch schneien können, sind wir dann gestartet. Der Herbst streckte seine buntfleckigen und gichtigen Finger schon nach unserer Welt aus. Pilze über Pilze bis zum Mückentürmchen. Aber ein Wetter, bei dem es nicht ungewöhnlich
gewesen wäre, wenn einem Zombis über den Weg gesprungen wären.
Nach dem ersten Kneipenbesuch musste sich Familie Markus wieder sputen, die außer Sicht geratene Wandergruppe zu erreichen. Durch Erwerb wertvoller Mineralien am Mückentürmchen war man ins Hintertreffen geraten. Zum Glück zeigte das durchwachsene Wetter nun, dass es außer Nebel auch anders kann. Es ging gemütlich und mit Pausen durchsetzt weiter.
Bilder sagen mehr als Worte, na ich weiß nicht. Es sollte schon noch erwähnt werden, dass Wolframs Bergschuhe fliegen können und nur mit Mühe zum Eigentümer zurückkamen oder dass es für die Leistungssport-Ungeübten schwierig war, weil sich die Spitzengruppe sofort in Bewegung setzte, wenn man als erholungsbedürftiger Wanderfreund gerade erst mal aufgeschlossen hatte.
Gruppenbilder waren eine beliebte Beschäftigung. Die Gegend gab uns manche Gelegenheit. Am Ende zog sich die Gruppe dann doch etwas auseinander und wir waren alle froh, durch Tisa auf die Touristencharta zuzulaufen. Plötzlich geschah das Unerwartete. Rot blitzte es zwischen den Felsen auf. Sandra war spontan nach der Arbeit mit dem Bus nachgekommen. Das war dann schon eine schöne Überraschung für Peter und die nächtliche Zimmeraufteilung wurde wieder etwas klarer.
Gelaufen wurde am 13.09. von Zinnwald bis zur Chata: 30,08 Km bei 685 Höhenmeter abwärts und 468 Höhenmeter aufwärts in 9 Stunden und 7 Minuten, dabei wurden (wahrscheinlich für die Frau interessanter) 2758 kcal verbrannt.
In der Gaststube gab es einen Disput mit der Kellnerin von wegen Geruchsbelästigung. O Nein, es war ausnahmsweise nicht der Ho. Jemand hatte sich mit Teebaumöl (wahrscheinlich sogar den eigenen Teebaum) etwas einmassieren lassen. Das fand ich lustig in einer Gaststube, wo man Zigarettendampf zum Essen serviert bekommt. An meiner Person gab es einen Mangel an Fleischkonsum zu bekritteln. Nach Meinung der Dragonerin sagt das was über die geistige Gesundheit ihres Gastes aus. Aber im Grunde waren wir alle müde und haben es stoisch hingenommen, dass sie sich um ihr Trinkgeld brachte. Hauptsache Bier und Essen kamen rasch.
Am kommenden Morgen zog die Karawane weiter.
Von Tag Zwei gibt es nicht mehr allzu viele Bilder. Das Wetter war ausnehmend schlecht. Es hat ausdauernd geregnet und wir sind über den hohen Schneeberg über Maxicky durchs Böhmische
Tor nach Schöna gelaufen.
Tom haben wir unterwegs gehen lassen müssen, er hätte bei unserem Pausenvolumen ein zeitliches Problem bekommen. Die letzten Kilometer waren dann schon für Viele schwer. Die Einzigen, welche offensichtlich keine Schwierigkeiten hatten; waren unsere Leistungssportler. Diesen gesellschaftlichen Status erreicht man, bis auf seltene Ausnahmen, leider erst im Rentenalter. Auf der 2. Etappe waren es nur 26,9km bei 808 Höhenmeter abwärts und 338 Höhenmeter aufwärts in 8 Stunden und 2425 verbrannte kcal.
Als positives Fazit möchte ich mal sagen, es sind alle durchgekommen. Sogar mehrere Pilzmahlzeiten wurden in den letzten beiden Stunden noch eingesammelt. Aber ich weiß nicht, ob bei schönem Wetter das Gelatschte angenehmer wird. Klettern ist mit Sicherheit nicht so anstrengend.
Peter P